Bundes-Radsport-Treffen: Neueinsteiger Symalla fährt Maximaldistanz von 916 Kilometern - «Völlig verrückte Idee» für guten Zweck
Werne (rad-net) - Zuerst wollte Christian Symalla vor allem eines: Ein bisschen den Kopf frei kriegen - und setzte sich mit seinen 130 Kilogramm Lebendgewicht aufs Rad. Zwei Jahre später will der 38-Jährige aus Herdecke beim Bundes-Radsport-Treffen die Maximaldistanz von 916 Kilometern fahren - für einen guten Zweck.
Noch elf Tage, dann gilt's für Christian Symalla. Ob er langsam nervös wird? «Langsam? Ich bin schon länger nervös», sagt der Breitensport-Neueinsteiger. Am 27. Juli startet in Werne nicht nur das diesjährige Bundes-Radsport-Treffen (BRT), sondern auch Symallas Mission: Sieben Radtouristik-Fahrten (RTF) an sieben Tagen. «Vor zwei Jahren wusste ich noch gar nicht, was eine RTF ist», sagt Symalla lachend.
Dann kam sein 36. Geburtstag: «Vorher hatte ich schon lange davon gesprochen, dass Radfahren bestimmt ein guter Ausgleich zur Arbeit wäre», sagt Symalla. Schließlich bekam er von Familie, Freunden und Mitarbeitern einen Gutschein für ein Rennrad geschenkt. Danach gab es für den Inhaber dreier Rewe-Supermärkte in Werne und Herdecke keine Ausrede mehr.
«Die erste Runde ging zehn Kilometer um den Hengsteysee, anschließend bin ich tot ins Bett gefallen», erinnert sich Symalla. Inzwischen bringt der 38-Jährige knapp 50 Kilogramm weniger auf den Sattel und hat in diesem Jahr bereits 4500 Trainingskilometer auf dem Tacho. Die BRT-Premiere mit seinen 916 Kilometern kann kommen.
«Das wird machbar sein», sagt Symalla. Ins Sauer- und Münsterland, bis nach Dortmund und Soest werden ihn und Hunderte weiterer Teilnehmer die Touren unter anderem führen. Seine Vorgabe für das siebentägige Treffen der bundesweiten Breitensport-Gemeinde: Jeden Tag die Maximaldistanz. Ein bisschen Bammel bleibt. «Die Distanz ist nicht das Problem, aber die rund 3000 Höhenmeter beim Radmarathon machen mich schon ein wenig bange», sagt Symalla.
Sein Vorhaben bestreitet Symalla, der inzwischen zur Radsportgruppe des TSV Herdecke gehört, nicht allein: Mit ihm ist Dr. Regine Ecker unterwegs. Die ihm von sozialen Projekten bekannte Notärztin aus dem Herdecker Krankenhaus zeigte sich von der guten Sache von Anfang an begeistert. Rund 3000 Euro haben sie mit der Aktion unter dem Motto «Symallas Sattelfest feat. Regine Ecker» bereits erradelt. «5000 Euro sollen es werden, 10.000 wären noch besser», sagt Symalla.
Profitieren werden von den Erlösen des Spendenmarathons der Verein zur Förderung christlicher Sozialarbeit (VCS) in Herdecke, die BürgerStiftung Herdecke, der Verein «Sterntaler» und das «Wellcome»-Projekt der Familienbildungsstätte Werne. Spenden können Unterstützer pro gefahrenem Kilometer - oder auch pauschal.
Symalla und Ecker haben sich vor zwei Monaten noch kenntnisreichen Beistand dazu geholt: Der Herdecker Dirk van der Plym, früher selbst ambitioniert im Radsport unterwegs, versorgt die Beiden mit Tipps und Tricks. «Er kennt sich beim Material und der Taktik aus. Er weiß genau: Wie fährt man Kurven an, wie fährt man in der Reihe oder im Windschatten», sagt Symalla dankbar über den zusätzlichen Radsport-Sachverstand.
Einen Rückschlag gab es in der Vorbereitung für seine Mitstreiterin, die im Januar einen Schienbeinbruch erlitt und für drei Monate außer Gefecht gesetzt wurde. Ob sie zum BRT-Auftakt am 27. Juli ausgerechnet bei dem anspruchsvollen Radamarathon über 231 Kilometer «Durchs reizvolle Sauerland» dabein sein kann, ist noch nicht ganz sicher.
Symalla bereitete sich vergangene Woche unter anderem mit einer 260-Kilometer-Tour nach Bremen weiter vor. Dort holte ihn seine Frau Dorit mit dem Auto ab, die sie bei seinem «Sattelfest» unterstützt. «Sie hält die Sache schon für eine völlig verrückte Idee, steht aber voll dahinter», sagt der begeisterte Breitensportler.
Eine Vorbereitungsrunde am heutigen Mittwoch sowie am Sonntag stehen noch auf dem Vorbereitungsprogramm. «In der letzten Woche werde ich dann die Beine ein bisschen schonen. Ich habe gehört, das macht man so», sagt Symalla schmunzelnd. Dem Radsport wird er auch nach seiner Feuertaufe beim Bundes-Radsport-Treffen treu bleiben. «Es ist schön und macht einfach Spaß.» Der Unternehmer ist überzeugt, «das beste Hobby» gefunden zu haben, das es gibt.
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